Liebe Gemeinde!
Wie verschieden doch wir Menschen sind!
Ich schreibe diesen Text noch in meiner Reha in Bad Wiessee. Hier gibt es, wie sicher an allen anderen Reha-Orten, Zimmer, in denen vier bis acht Menschen zusammensitzen, deren Beine, Arme oder Füße durch Maschinen bewegt werden. Diese Zimmer sind Orte, in denen oft geredet und geklagt wird. Nun möchte ich Ihnen von einer Begegnung in einem solchen Zimmer berichten.
Dort saß ich und mein Fuß wurde bewegt. Eine ältere Frau, ich schätze so um die achtzig, hatte Ihren Arm in der Schiene und klagte: „Nein, nein, dass es sowas gibt. Ich bin mein ganzes Leben lang immer gesund gewesen. Und nun das. Einmal hinfallen hat gereicht.“
„Da haben Sie Glück gehabt“, entgegnete ein Mann etwa Mitte vierzig, dessen Arm ebenfalls auf einer anderen Schiene bewegt wurde. „Ich habe schon eine neue Hüfte.“
„Ach“, entgegnete die Frau. „Das hatte ich doch auch. Ich habe zwei neue Hüften.“
Liebe Gemeinde, dieses kurze Gespräch hat mir gezeigt, wie verschieden der Blick von uns Menschen auf das sein kann, was uns begegnet. Einige von uns klagen. Sie sehen sich immer auf Seiten der Verlierer, fühlen sich benachteiligt. Neid und Eifersucht macht sich dann hin und wieder breit. Andere akzeptieren, wenn uns Dinge begegnen, die uns schwer sind, die uns leiden lassen. Sie nehmen das hin und sie vertrauen darauf, dass das Leben sich wieder ändern und die Situation sich wieder verbessern wird.
Wenn wir uns in unser Leid vergraben, wenn wir immer nur klagen, dann können wir viele gute und schöne Dinge, die uns in unserem Leben begegnen, nicht mehr erkennen. Sie gehen uns verloren. Damit nehmen wir uns selbst ein großes Stück Lebensfreude.
So hoffe ich, dass wir im Vertrauen auf Gott einen positiven Blick auf unser Leben behalten. Der Monatsspruch für August kann uns auch dazu ermutigen. Er steht in Psalm 68,8: Du bist mein Helfer, und unter dem Schatten deiner Flügel frohlocke ich.
Gottes Segen wünscht Ihnen
Ihre Pfarrerin Claudia Nill